Seit ich angefangen habe, meinem Umfeld zu erzählen, dass ich Filme mache, tauchen plötzlich aus allen Ecken Leute auf, die entweder ein Drehbuch haben, oder die absolute Killer-Idee für einen Film oder einfach nur mitspielen wollen.

Ich möchte hier mal auf die Drehbücher und Killer-Ideen eingehen (auf die Tatsache, dass Schauspielerei ein Beruf ist, der erlernt und geübt werden sollte, komme ich dann später mal).

Alles was folgt sind MEINE Vorstellungen und Meinungen und müssen selbstverständlich nicht für jeden gelten.

Viele Drehbücher und Ideen die mir präsentiert werden sind so nicht verfilmbar oder brauchen noch massive Nacharbeit um zu diesem Stadium zu kommen. Abgesehen davon, dass ich allen aspirierenden Schreiberlingen ans Herz lege, entsprechende Fachliteratur zu lesen, gibt es einige Punkte, die mir beim lesen immer wieder auffallen:

1. Formatierung, Rechtschreibung und Grammatik

Ich bin kein Germanist, aber wenn ich mich durch einen Wust von Schreibfehlern und Grammatikverbrechen quälen und dann erst noch in der Fliesstext-Wand die Dialoge suchen muss, dann vergeht mir die Lust am Weiterlesen. Wenn das jetzt das einzige Werk wäre, was ich lesen müsste, so würde ich mir vielleicht die Zeit nehmen, aber es gibt so viele andere, die leichter zu lesen sind.

2. Originalität

Kenn ich die Geschichte schon, wenn ich anfange zu lesen? Wenn ja, wozu weiterlesen? Weil es auf Seite 78 den ultimativen Twist gibt, der alles komplett umkrempelt? Würde ich ins Kino gehen um einen Film zu schauen, bei dem die ersten 78 Minuten langweilig sind, weil er ja dann später noch besser wird? Naja, vielleicht, aber sehr wahrscheinlich ist es nicht. Die Kunst ist es, die immer gleiche archetypische Geschichte auf eine NEUE Art zu erzählen und gleich von Anfang an zu überraschen.

3. Struktur

Eine gute Geschichte hat ein Anfang, eine Mitte und ein Ende. Hört sich blöd an, ist aber immer wieder etwas, was nicht klappt. Am Anfang werden wir in die Geschichte eingeführt, erfahren, um wen und was es geht und sollten uns im Idealfall mit dem Protagonisten identifizieren. Ein drohender Konflikt sollte sich langsam ankündigen und uns weiter in die Geschichte reinziehen. In der Mitte dann die Haupt-Geschehnisse, es geht ab, es passiert was und am Ende die Auflösung. Ich persönlich bin ein grosser Verfechter der positiven Enden. Ich will mit einem positiven Gefühl aus dem Kino rauslaufen, nicht niedergeschlagen ob der Ungerechtigkeit der Welt oder der Härte des Schicksals.

4. Visualität

Monologe, Voice-Over, innere Dialoge, Gedanken sind alles Dinge, die von ihrer Art her nicht visuell sind. Im Film wird gezeigt, nicht gesagt (Show, don’t tell). Je mehr Komponenten einer Geschichte nur gesagt aber nicht gezeigt werden können, desto weniger eignet diese sich, verfilmt zu werden. Natürlich kann man alles irgendwie verfilmen, die Frage ist nur, ob das (a) noch jemand versteht, (b) jemand sehen will und (c) jemand finanzieren und produzieren will.

Natürlich gibt es noch Dutzende weitere Kriterien, z.B. ob die Charakter glaubwürdig und authentisch sind, ob die Geschichte die notwendige Dynamik hat, …, aber wenn die ersten 4 Dinge erfüllt sind, dann wird das Drehbuch wenigstens gelesen…

Weiterführende Literatur

Story: Die Prinzipien des Drehbuchschreibens
Your Screenplay Sucks!: 100 Ways to Make It Great
Screenwriting 101: The Essential Craft of Feature Film Writing
Creating Characters: Let Them Whisper Their Secrets

plan.shoot.enjoy

Remo